Harald Kislinger

Moldaublick
Eine Heimsuchung
Farce
1 D, 2 H, 2 Dek
UA: 11.11.1992 · Landestheater Linz · Regie: Leopold Huber
Mutter, Gespenster-Vater und Sohn kehren an einen Ort zurück, der einst ihre Heimat war. Eine überschaubare Welt im Böhmerwald, Stifter-Land, genauer Oberplan. Heute heißt es Horni Planá und das Land ist untergegangen. Der gewaltige Moldaustausee deckt die versunkene Vergangenheit zu, nicht aber die Erinnerung daran. Denn hier hat die Frau ihr Leben gelebt, ihren Mann kennen gelernt, ihren Sohn geboren. Nach dem Krieg erschoss der Mann sich, Frau und Kind wurden nach Süden vertrieben, kamen in einer fremden, mittleren Großstadt unter, in Linz. Aus ihr ist eine harte, und in übermächtiger Führsorge um das Kind, sehr alte Frau geworden. Der Sohn, den sie in die Arztkarriere getrieben hat und selbst in seiner Ehe nie aus ihren Klauen ließ, ist heute ein Säufer, der sich aufgegeben hat. Der unsichtbarer Teilhaber dieser Reise: der tote Vater, ein knapp und finster kommentierendes Gespenst. Nun sind die Grenzen offen, Zeit zur Wiederkehr, Zeit auch zur Hoffnung auf eine Entschädigung für die Bitternis der Vertreibung.