Manfred Schild

Morgen mein Meister
Monolog
1 D, 1 Dek
UA: 14.11.1998 · Theater im Pub, Bruneck · Regie: Manfred Schild
In der neuen Zeit der Geschwindigkeit, der hektischen Produktivität, der Effizienzsucht schwebt über allen Köpfen das Schattengespenst einer Ökonomie, die unser Leben scheinbar zwingend diktiert. Das Vokabular der Marktwirtschaft prägt zunehmend unser Weltverständnis. Mobilität, Flexibilität, Innovation, Performanz, Effizienz.
Eine Frau macht sich fertig - wie auch immer. Sie bereitet sich auf einen großen Abend vor, denn "in der Welt gibt es Täter und Opfer, und wer ein Date mit einem von den Großen hat, der gehört per se schon zur ersten Gruppe". Beatrix hat diese Nacht das alles entscheidende Date mit dem Consulting Berater ihres Chefs. Sie verwandelt sich vor den Augen der Betrachter von einem Menschen in ein makelloses Produkt, das den Anforderungen der neuen Leistungsprofile entspricht. Sie steigt in die Ritterrüstung der Neunziger, um den Krieg zu gewinnen. Sie hat ihren Körper trainiert, die Sprache der neuen Spielregeln gelernt, und sie ist bereit, in Zeiten der Produktion als Produkt zu funktionieren. Denn sie will überleben - "einmal möchte ich so viel Geld haben, dass ich wirklich begreifen kann, wie man das Wort Freiheit buchstabiert".
Morgen mein Meister ist das Portrait einer sensiblen Frau, die spürt, dass der Boden, auf dem ihr Leben aufgebaut ist, brüchig geworden ist, die in Zeiten, die härter geworden sind, zu überleben versucht. Es ist die Geschichte eines Menschen, der bedrohlich weit den Ursprung seines Ich verlassen hat.