Ewald Palmetshofer

wohnen. unter glas
2 D, 1 H
UA: 09. 02. 2008 · Schauspielhaus Wien · Regie: Sebastian Schug
Ein Treffen dreier Menschen. Man teilte einst vieles. Man teilte eineAdoleszenz. Und ein bisschen bemüht ideologische Ideen. Nun trifft man sich wieder. Einige Jahre später. Und über diesem Treffen steht der Verlust der Nähe von damals. Weniges hat man sich noch zu sagen, aber in den Köpfen wird es ganz laut. Im Laufe einer Nacht bestimmt man einmal so richtig seinen Standort. Man zieht Bilanz. Man lotet alte Nähe aus. Man lässt die Körper aufeinander prallen und die Hirne lärmen. Und am nächsten Morgen besteigt man einen Berg. Und es gibt auch was zu feiern. Weil es wird da wer heiraten.
Wohnst du noch, oder lebst du schon? Die Frage nach dem Wohnen wird hier zur Frage nach deiner Seinsweise überhaupt. Wenn du tatsächlich in einer gänzlich postideologischen Zeit angelangt bist, dann scheint dein Wohnen trotzdem immer noch darüber Aufschluss zu geben, ob du erfolgreich bist, oder nicht – beruflich wie privat, finanziell wie emotional. (Ewald Palmetshofer)

wohnen. unter glas observiert humorvoll schmerzhaft die Lebensentwürfe der Mittdreißiger. Ewald Palmetshofer nimmt sich dieser Sinnsuche mit einer konsequenten Sprachgestaltung an. Da rasen die Worte herein wie eine Zukunft und da versagen sich die Worte – auch wie eine Zukunft. Die Worte seiner Protagonisten fließen und stoppen sich fortwährend, es entsteht eine verbale Abbildung der Unbeständigkeit all der verhandelten Lebensumstände und der Brüchigkeit der Zeit.

2006 wurde wohnen. unter glas zu den Werkstatttagen am Burgtheater in Wien eingeladen.

Übersetzt in: Czech, Italian, Spanish

Kritiken

wohnen. unter glas

Die Presse, 11.02.2008

Unsere ganze Welt wird hier [...] aufgerollt: Schön, tröstlich, erhellend, aufwühlend. So soll Theater sein.

Kronen Zeitung, 11.02.2008

Rhetorik trommelt, Satz und Gegensatz folgen pfeilschnell. Das sind Palmetshofer Waffen. Hysterisch-komische Wortspiele über die Einsamkeit der Anfangsdreißiger.

Oberösterreichische Nachrichten, 11.02.2008

Palmetshofers Sozialbefund einer neoliberalen Gesellschaft ist jede Larmoyanz fremd. Er fokussiert mit einem hohen Reflexionsniveau den Aberwitz des (materiellen und vor allem idellen) Elends.

Nachtkritik, 20.03.2008

"wohnen. unter glas" ist auch eine bedrückend schööne Elegie auf die Impotenz, auf die Unmöglichkeit dem Leben herausragende Höhepunkte zu schenken.