DSE Frei
Theater

Terrence McNally

Zähne zusammengebissen, Herzen zusammengerissen...

(Lips Together, Teeth Apart)

Es beginnt traumhaft. Sally und Sam haben Sams Schwester Chloe und ihren Mann John für ein Wochenende auf Fire Island eingeladen. Sie wohnen im Haus von Sallys verstorbenem Bruder, einem Traumdomizil mit Luxuspool und Meerblick. Doch der schönste Ort schützt vor Ärger nicht. Was zu Beginn rund und vollkommen wirkt, entpuppt sich nach und nach als aufgeblasen und faulig. Sally beobachtet einen Schwimmer beim Ertrinken, die Männer prügeln sich und Chloe geht mit ihrer Hyperaktivität allen auf die Nerven. Der Pool bleibt leer, schwamm doch darin zuletzt der an Aids verstorbene Bruder. Der arrogante Besserwisser John ist an Krebs erkrankt und Sam will eigentlich keine Kinder. Die sensible Sally leidet an Selbstüberschätzung und Chloe entpuppt sich als erstaunlich klarsichtig hinter ihrer grellen Fassade.

Terrence McNally schreibt in diesem Stück über die unsichtbaren Tragödien jedes einzelnen, über Homosexualität, Aids und das menschliche Unvermögen, damit umzugehen; über Liebe, die stärker ist als sexuelle Begierde und die Hoffnung, dass alles doch irgendwie gut ausgeht.

Deutsch von Ursula Grützmacher-Tabori

2 D, 2 H

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Theater
Terrence McNally

Meisterklasse

Deutsch von Inge Greiffenhagen, Bettina von Leoprechting
3 D, 3 H, 1 Dek

Die Meisterklassen, die die legendäre Maria Callas an der Julliard School in New York gab, sind die Ausgangssituation für dieses Stück von Terrence McNally. Es zeigt die Sopranistin gegen Ende ihres Lebens, nach dem Verlust ihrer Stimme und dem Ende der Bühnenkarriere - Callas, wie sie drei verschüchterte, junge Sänger unterrichtet. Darin zeigt sich die Sängerin als Perfektionistin, aber auch als extrem eitel, selbstbezogen, brutal, despotisch und hartnäckig - mit anderen, aber auch mit sich selbst.

In beiden Akten gibt es einen Moment, in dem die konkrete Situation in den Hintergrund tritt und die Callas in Monologen die entscheidenden Stationen ihres Lebens wieder durchlebt - die großartigen Höhepunkte ihrer Karriere an der Scala, aber auch ihre zerstörerische Beziehung zu Aristoteles Onassis. In diesen Monologen treten die Dämonen, die die Callas ihr Leben lang bedrängten, deutlich zutage: ihre Kindheit in Armut und im Schatten der hübscheren Schwester, der Kampf gegen weniger talentierte, aber attraktivere Sängerinnen am Anfang ihrer Laufbahn, die verzweifelte, lebenslange Sehnsucht einer unsicheren Frau nach Bewunderung und Liebe.
Diese Diskrepanz zwischen der öffentlichen und der privaten Person, zwischen der enormen Macht und Wirkung der Callas auf der Bühne und den peinigenden Erinnerungen an ihre eigene Ohnmacht, die sie nicht loslassen, bildet den Kern des Stückes.

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