Stefan Schütz

Spectacle Cressida
3 D, oder mehre Damen
UA: 27.09.1984 · Theater Deutzer Freiheit, Köln · Regie: Uta Birnbaum
Shakespeare unterschätzte das Archaische des Stoffes. Chaucer kümmert sich darum nicht. Die Antike Bocaccios reinkarniert sich in Nonnenleibern und kupplerischen Priestern. Shakespeare ahnt ein Missverständnis, ein Unbehagen, und schreibt sein Stück, wie man ein Mosaik zusammensetzt, um dem Zwang einer in diesem Fall unheilvollen, vollendeten Gravitation von Fabel und Figuren zu entgehen. Als Material nimmt er alles, was ihm zur Verfügung steht, um den Mangel dessen, was er spürt auszugleichen.
Ich bin an einer Bearbeitung gescheitert, im Augenblick, da ich versuche, den Krieg, die Helden und die Liebe auf dem Rücken derer darstellen zu wollen, die ungenannt verscharrt werden, und Opfer wie Täter gleichermaßen sind: der Soldaten.
So konnte ich nur noch den Abgang der Geschichte formulieren, wie es einen Anfang gegeben hat. Dem Urknall des Patriarchats den Endknall entgegensetzen. (Stefan Schütz)