Ein junger Mann am Sterbebett seines Vaters. Der Vater ist auf der Schwelle – noch da und schon weg. Man kann noch mit ihm reden, vielleicht hört er es noch, aber er wird nicht mehr antworten. Der junge Mann schaut zurück auf sein eigenes Leben, schaut zugleich in seine eigene Zukunft.
Die westliche Kulturgeschichte arbeitet sich seit Anbeginn an der Figur des Vaters ab. Das verwandtschaftliche Verhältnis dient dabei als Projektionsfläche für mal stabilisierende, mal erdrückende Autorität. Doch spätestens seit der Durchsetzung vergeschlechtlichter Arbeitsteilung in der frühen Industriegesellschaft sind die viel beschäftigten Väter vor allem eins: abwesend – ob auf Arbeit, im Krieg oder auf hoher See.
Was aber bedeutet die drohende, sehr konkrete Abwesenheit im Moment des Sterbens für die Biografie der Nachkommen? Welche Fragen hätte man noch stellen wollen? Welche Antworten gehen mit dem Tod des Vaters für immer verloren? Und wie viele Geheimnisse nimmt der Mann, der einen großgezogen hat und der nun als Greis da im Bett liegt, eigentlich mit ins Grab? (Ankündigung Deutsches Theater, Berlin)
Dietrich Brüggemann
Vater
1 H
UA: 11.11.2017 · Deutsches Theater, Berlin · Regie: Dietrich Brüggemann