Lukas Rietzschel

Widerstand
Auftragsarbeit für das Schauspiel Leipzig
2 D, 3 H
UA: 29.04.2021 · Schauspiel Leipzig · Directed by: Enrico Lübbe
The present. The countryside. One of the areas that have been called "The five new federal states" for too long. Many are gone, but many are still there. Some come back. For example Isabell. To see how her parents are doing. Because they are still there.
The work? It's gone, too. At least their usual work. There is technically enough new work. Parcel service is always an option. The question is whether the old relationships and friendships are still there. Between Isabell and her parents, her schoolmate, between Isabell and her father's new girlfriend.
The houses are paid off, or they are far too big to maintain on one's own. Because being alone, that's another one of those topics. You meet on the street, you barbecue, in the evening you sit together in the garage with a beer. But there is a lot of unsaid things hidden in what is talked about. Some things are not even said at all, but are kept quiet. The search for closeness leads not only Isabell to her mother again and again, but the mother is almost no longer there anyway.
Speechlessness becomes tangible, and lack of understanding. Between the generations, within the generations. Longing becomes tangible, uncertainty. Uncertainty is rooted in the characters themselves, not so much in the circumstances (real and perceived). Even if the characters would prefer that. All the more some people ask themselves whether the earlier times were not better and how one should react to the new times. Does one want to put up with everything again? Because resistance, that's what you've learned now, they say in the garage: "There are a thousand possibilities. Today anyway."
Lukas Rietzschel sketches the atmosphere of the present with great precision. His text looks very closely and listens very carefully to his characters: to what they say and to what lies in the silence in between. To what happens, and to what could happen from it. The text does not seek simple answers, it rejects them, even the characters reject them. Instead, paints, in concentrated dialogues and in sharp observation, the image of a society whose substance has cracks that are getting bigger. And which are getting more difficult to repair with arguments. (Schauspiel Leipzig)

Journal

Lukas Rietzschel

Fremd in der Welt, aus der man stammt – WIDERSTAND von Lukas Rietzschel

09.06.2021
  Lukas Rietzschel zählt zu den wichtigsten literarischen Stimmen der Nachwende-Generation. Sein neues Theaterstück entstand als Auftragswerk für das Schauspiel Leipzig. FAZ-Feuilletonist Simon Strauß sieht in WIDERSTAND einen „überzeugende[n] Versuch, das Drama in seinen Möglichkeiten der ... mehr

Lukas Rietzschel

Digitale Uraufführung: "Du musst doch Verständnis haben, haben sie gesagt, und ich habe es versucht, wirklich versucht. Und jetzt das." – WIDERSTAND von Lukas Rietzschel. Eine Auftragsarbeit für das Schauspiel Leipzig

14.05.2021
Heute findet die digitale Uraufführung von WIDERSTAND in der Regie von Enrico Lübbe am Schauspiel Leipzig statt. Nach seinem Romandebüt MIT DER FAUST IN DIE WELT SCHLAGEN (Ullstein) avancierte Romancier und Essayist ... mehr

Lukas Rietzschel

Lukas Rietzschel erhält das Villa Aurora-Stipendium 2022

06.11.2020
Herzlichen Glückwunsch, Lukas Rietzschel! Die Jurys des Villa Aurora & Thomas Mann House e. V. haben die Auswahl der Stipendiat*innen für die Villa Aurora in Los Angeles veröffentlicht. In der Sparte Literatur wurde für das Jahr 2022 Lukas Rietzschel („Mit der Faust in die Welt schlagen“, 2018) ausgewählt. Wir ... mehr

Kritiken

Widerstand

Die Deutsche Bühne

„Die Konfliktlinie verläuft zwischen alten und neuen Bundesländern genauso wie zwischen Land und urbanen Gebieten. Lübbes Introspektive in die Provinzküchen und -keller offenbart dabei keineswegs banale Spiegelungen von Nazis und ‚besorgten Bürgern‘. Auch die Frage, woher das Abgehängtsein ganzer Regionen rührt, steht nicht im Vordergrund. Vielmehr geht es ihm am Schauspiel Leipzig, einem Zentrum umgeben von weiten Landschaften, darum, ein differenziertes, vielschichtiges Porträt der Ränder der Gesellschaft zu entwerfen. Zweifelsohne zählt dieses bildreiche Panoptikum verlorener Seelen zu den exzellentesten Realisierungen auf der digitalen Bühne!“

Theater heute

„In einer guten Stunde kunstkühlem Kammerspiel schafft Lübbe mit Rietzschels bündigem Text eine sinistere Atmosphäre. Es keimt die Wut im Gegenlicht. Ein ostdeutsches Heimatbild wie im Dämmerzustand geschürft. Und das Erwachen verheißt nichts Gutes.“

Deutschlandfunk Kultur

„Rietzschel skizziert diese ineinandergreifenden Mini-Dramen lakonisch und kalt. Der Theater-Film, der jetzt in Leipzig entstand, taucht diese Mitleidlosigkeit in einfache, aber künstliche Bilder. Im Zentrum steht eine kleine Drehbühne mit durchsichtigen Vorhängen drumherum. Szenische Miniaturen stellt Bühnenbildner Hugo Gretler auf diese kreiselnde Welt: Tisch, Stühle, Bett. Die Menschen darin wirken wie lebende Puppen, ausgestopft und wie eingezwängt in die Kostüme von Teresa Vergho, immer überschminkt und wie maskiert. Aber zu Abziehbildern und grob gezeichneten Karikaturen werden sie nicht. Das war noch so bei ‚Mit der Faust in die Welt schlagen‘. Jetzt aber hat Autor Rietzschel den Alltagswesen richtige Geschichten gegeben, ein Schicksal. Der junge Autor ist auf bestem Weg zum Dramatiker. Das Schauspiel Leipzig tat gut daran, ihm diesen Stückauftrag zu geben.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung

„Rietzschels Stück dauert nur eine knappe Stunde. Im bewährten Stil der short cuts reiht es kurze Dialogszenen aneinander, die alle von der bedrückenden Stimmung des Verlustes durchzogen sind, der Scham, ausgesondert zu sein, und dem daraus erwachsenden Gefühl der Unzulänglichkeit. Rietzschel rechtfertigt nichts von dem, was seine Figuren tun; aber er diffamiert sie auch nicht. Er lässt sie von ihren Nöten sprechen und führt sie nicht vor.“

Nachtkritik

Der Text moralisiert nicht, er hat Witz und Verständnis und zeigt einfühlsam die Enttäuschungen vieler aus den letzten 30 Jahren. Er zeigt facettenreich das soziale Auseinanderdriften der Gesellschaft – zum Beispiel Stadt und Land oder Dienstleistungsprekariat und Beamte –, und zugleich legt er den Finger in die Wunde. Sagt: "Es reicht!"