Ferdinand Schmalz

der tempelherr
ein erbauungsstück
Auftragsarbeit für das Deutsche Theater Berlin in Kooperation mit den Frankfurter Positionen der BHF-Bank-Stftung
2 D, 3 H
UA: 03.03.2019 · Deutsches Theater, Berlin · Regie: Philipp Arnold
Heinar weiß, was er will: Bauen. Ein Haus. Selbst. Mit eigenen Händen. Auf dem Land. Und für die Petra ist das völlig schlüssig. Denn jetzt, wo Nachwuchs kommt, da müssen sie der Stadt auch mal den Rücken kehren. Und dem Heinar tut die körperliche Arbeit gut. Da kann er mal was Eignes schaffen. Etwas skeptischer sieht das ihr Vater. Der von seinem Schwiegersohn rein gar nichts hält. Und dieses Eigenbauunternehmen nur finanziert, um der Tochter die Augen weit zu öffnen. Weil der Heinar damit hoffentlich nur scheitern kann. Und auch der alte Kumpel Markus, seines Zeichens selber Architekt, wird von Heinar abgewiesen. Als selbiger noch mit ihm sprach. Denn auch das Sprechen hat er irgendwann dann eingestellt. Und auch das Eigenheim kommt über das Gerüst nicht raus. Stattdessen widmet Heinar sich dem Ursprung selbst, da wo das Bauen und das Göttliche zusammenfanden einst: dem griechischen Tempel. Und während er besessen einen Tempel nach dem anderen in den großen Garten baut, fragen Freunde und Familie sich, wie es denn so weit kommen konnte. Und ob die ganz große Tragödie wirklich unausweichlich war?

Journal

Ferdinand Schmalz

da stehen sie, die beiden. / dort auf dem flecken land. / wo einmal ihre ganze hoffnung drauf gelegen. – Uraufführung von der tempelherr am Deutschen Theater in Berlin

13.03.2019
der tempelherr. ein erbauungsstück von Ferdinand Schmalz wurde in der Regie von Philipp Arnold am Deutschen Theater in Berlin uraufgeführt. Es handelt sich um ein Auftragsarbeit für das Deutsche Theater Berlin in Kooperation mit den Frankfurter Positionen der BHF-Bank-Stiftung. Es spielen Natali Seelig, Harald Baumgartner, Bernd Moss, Linn Reusse und Edgar Eckert. Weitere Informationen zur Produktion finden Sie ... mehr

Kritiken

der tempelherr

Nachtkritik

Schmalz' Stil ist unverwechselbar. Es ist der Dialekt eines Paralleluniversums, in dem Elfriede Jelinek, Werner Schwab und Ludwig Wittgenstein sich bei Sonnenuntergang zum Bongospielen treffen. Der Rhythmus klingt, als würde der Autor seine Sätze in derselben Bewegung streicheln und zerhacken. Schmalz' Kunstfertigkeit liegt in der selbstgewissen Künstlichkeit seiner Sprache. Seine Wörter denken über sich selbst nach, leugnen ihre Bedeutung, lachen sich tot über die eigene Existenz.

Berliner Zeitung

[...] gesellschaftskritische Satire auf die permanente Selbststilisierung und Selbstkastrierung einer Gegenwart, in der jeder Aufbruch, jeder noch so kleine revoltierende Schritt sofort wieder in bereits vorhandene Geschichts- und Bildkategorien einsortiert und zu folgenlosen Kulten ikonisiert wird [...]

Tagesspiegel

Ferdinand Schmalz erweist sich einmal mehr als Meister des großen Gesellschaftssymbols.

Süddeutsche Zeitung

Es kann gar nicht genug Schmalz-Erbauung geben. 

Theater heute

Wie immer [...] vollzieht sich die Handlung sprachspielerisch: hier in wohlgesetzten Jamben, deren boshafte Ironie darin besteht, das Hässliche und Gewöhnliche in geradezu klassizistische Erhabenheit zu lullen.