William Shakespeare

Was ihr wollt
Deutsch von Plinio Bachmann / Florian Hirsch
3 D, 13 H
llyrien ist das Land des perpetuierten Karnevals, die zum Herzogtum geronnene Verkleidungslust, das Land des Trinkliedes und der Schwärmerei. Wie woanders nur in der zwölften Nacht nach Weihnachten gehört die Vermischung von Geschlechtern, der Rollentausch und die Verkehrung des sozialen Unten und Oben in Illyrien zum guten Ton. Die Qualitäten des Rauschs reichen hier vom plumpen Besäufnis bis zum sprachverliebtenWortgefecht, von der erzückten Anbetung bis zur verbalen Giftspritze. Nur etwas ginge ganz gegen die Art der Illyrer: Hier spricht man niemals direkt. Die vorliegende Übersetzung erhebt deshalb in keiner Weise Anspruch auf den notorischen direkten Ton und die missverstandene, weil simplifizierende Modernität anderer Übersetzungen aus der jüngeren Vergangenheit, wohl aber auf größtmögliche Klarheit. Nichts von der lyrischen Höhe, der verspielten Umständlichkeit, der metaphorischen Überdrehtheit und der ausgestellten Künstlichkeit soll verloren gehen, und dennoch will der Text als Bühnentext möglichst einfach und unmittelbar verständlich sein, um die das opulente Spiel lenkende Geistesschärfe nach vorne zu bringen.
Unsere Übersetzung ist das Produkt der Einsichten aus der praktischen Probenarbeit und wurde erst lange nach der Premiere im Burgtheater fertiggestellt; die dort zum Beginn der Proben verwendete Übersetzung hielt den Bedürfnissen und den Nachfragen des Ensembles nicht stand, eine Neuübersetzung in Etappen wurde
nötig, die nun erstmals komplett vorliegt und dennoch schon mit allen Wassern der Bühnentaufe gewaschen ist.
Plinio Bachmann, Florian Hirsch