Guido Wertheimer

Wir werden diese Nacht nicht sterben
2 H
UA: Staatstheater Braunschweig
Viele Gespenster gehen um in Berlin. Der Autor und Erzähler dieses performativen Monologs und Aron, der rätselhafte junge Berliner Jude, den die Universität dem Autor zur Seite gestellt hat, spazieren hinter ihnen her, befragen sie, versuchen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Manchmal sind die Gespenster zum Greifen nahe, manchmal verflüchtigen sie sich oder verstecken sich in den Ereignissen der Gegenwart. Guido Wertheimer schreibt ein Tagebuch über seinen Aufenthalt in Berlin, die Stadt, in der seine Großeltern geboren wurden. Anfang 2020 besucht er die Orte, an denen sich die Geschichte seiner Familie in den 1920er und 1930er Jahre abspielte (oder sich hätte abspielen können). Dabei versucht er nicht, Fragen des Judentums oder des Nationalsozialismus zu bearbeiten: Was der Autor beschreibt, ist die Außensicht auf die Stadt, auf die eigene Geschichte, auf die Vergangenheit seiner Familie wie die eigene Gegenwart. Die Verse skandieren den Lauf der Zeit, folgen ihm, reflektieren ihn, verweilen manchmal in kleinen Momenten der Reise und werden dann zurückgeschleudert ins Zeitgeschehen. Es sind Seiten eines bestimmten Tagebuchs, die aber durch den Resonanzkörper der Bühne kollektive Erfahrungen und Gefühle berühren. (Staatstheater Braunschweig)

Journal

Guido Wertheimer

Eine Karte der Geister in einem stillen Land

15.11.2023
Nie wieder. Anlässlich des 85. Jahrestags der Pogrome gegen jüdische Bürger:innen in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, hat Autor und Regisseur Guido Wertheimer einen Text für das Staatstheater Braunschweig verfasst: „Ich schreibe und meine Hände zittern. Denn wenn man den Versuch unternimmt, kann man von diesem stillen Land aus ... mehr

Kritiken

Wir werden diese Nacht nicht sterben

Braunschweiger Zeitung

Guido Wertheimers Qualitäten liegen in seinem Gefühl für Situation und Geheimnis, für das Durchscheinende, wie es etwa Bernard-Marie Koltès so magisch beherrschte. Der Abend jedenfalls nimmt auf unaufdringliche Art gefangen... Die verführerisch-poetische Inszenierung überzeugt.