Ursula Grützmacher-Tabori

Ursula Grützmacher-Tabori, geboren 1943, Abitur 1963. Studium an der FU Berlin zur Diplom-Psychologin. Übersetzung des Gesamtwerks von George Tabori. Zudem übertrug sie zahlreiche Drehbücher, Theaterstücke und Hörspiele ins Deutsche.

Ursula Grützmacher-Tabori, geboren 1943, Abitur 1963. Studium an der FU Berlin zur Diplom-Psychologin. Übersetzung des Gesamtwerks von George Tabori. Zudem übertrug sie zahlreiche Drehbücher, Theaterstücke und Hörspiele ins Deutsche.

DSE Frei

Theater

Shelagh Stephenson

Aufklärung

Deutsch von Ursula Grützmacher-Tabori
3 D, 3 H, Verwandlungsdek

Wie lebt man weiter, wenn das eigene Kind verschwunden ist? Vor dieser Frage stehen Lia und Nick, deren zwanzigjähriger Sohn Adam als Rucksacktourist auf Weltreise ging und dessen Emails vor Monaten aufgehört haben. War er unter den Opfern des Terroranschlags auf Jakarta? Ist er entführt worden? Oder hatte er einen Grund zu verschwinden, um ein neues Leben anzufangen? Oder gar, sich das Leben zu nehmen?

Wie schon in Stephensons früheren Stücken Gedächtnis des Wassers und Fünf Arten von Schweigen kreisen die Figuren um einen Abwesenden, der in Gesprächen, Erinnerungen und Symbolen ständig anwesend ist. Der erste Akt ist geprägt von dem Verlust, der Verunsicherung der Eltern, die versuchen, in ihrem jetzigen Leben Struktur und Sinn zu finden. Lia konsultiert ein Medium, ihr Vater bringt eine Fernsehjournalistin ins Haus.

Als dann Adam vermeintlich gefunden wird, weicht die Erstarrung und die Dinge kommen in Gang. Der fragliche junge Mann ist ein Fremder mit Gedächtnisverlust, der Adams Papiere bei sich trägt. Lia und Nick nehmen ihn bei sich auf; Lia vor allem glaubt, damit das Richtige zu tun. Aber schon bald beginnt "Adam", bedrohliches, ja psychopathisches Verhalten an den Tag zu legen. Die Konfrontation mit der Persönlichkeit des mysteriösen Fremden und die Frage nach seinen Absichten zwingen Lia und Nick immer mehr, sich ihren eigenen Ängsten und Vorurteilen zu stellen…

Theater

Richard Kalinoski

Beast on the Moon

Deutsch von Ursula Grützmacher-Tabori
1 D, 2 H, 1 Dek

Milwaukee, 1921: Der junge Armenier Aram, der sich eine Existenz als Fotograf in Amerika aufgebaut hat, kauft sich per Fotoalbum eine armenische Waise und rettet ihr damit das Leben. Nach der Fernhochzeit findet das erste Treffen statt, doch es verläuft anders als geplant. Vor Aram steht nicht die Frau, die er sich gekauft hatte. Statt dessen die 15jährige Waise Seta, die sich mit ihrer Puppe unterm Tisch versteckt, als er sie auffordert die ehelichen Pflichten zu erfüllen.
Er ist Gefangener seiner Erinnerungen und engstirnigen Erziehung. Das stolz präsentierte Foto seiner Familie, denen er die Köpfe rausgeschnitten hatte, steht symbolisch für das Massaker der Türken an seinem Volk, dem seine Eltern, Brüder und Schwestern zum Opfer gefallen sind. Sein Ziel ist es, schnell viele Kinder zu zeugen und somit die Vergangenheit ungeschehen zu machen.
Seta ist jedoch unfruchtbar, eine Folge des Hungerns. Für Aram stirbt jede Hoffnung auf Familie. Er zieht sich immer mehr von ihr zurück. Jeder lebt mehr für sich.
In ihrer Einsamkeit nimmt sich Seta des kleinen Waisen Vincent an, dem sie zu essen und trinken gibt und ihn mit den Sachen von Aram kleidet. Eines Tages erwischt er die beiden und wirft den Kleinen aus dem Haus. In der folgenden Auseinandersetzung gibt Seta zum ersten Mal ihrer Einsamkeit im Zusammenleben mit Aram Ausdruck, indem sie ihm sagt, er erinnere sie an die Türken, und kurzerhand ihre alte Stoffpuppe an den Fotoständer annagelt. Ihre Offenheit bewegt Aram dazu, sich seinerseits zu öffnen und ihr die Geschichte des Massakers an seiner Familie zu erzählen.
In seinem Stück thematisiert Richard Kalinoski das Drama eines ganzen Volkes, indem er die Geschichte eines jungen Paares erzählt, das den armenischen Genozid durch die Türken im Jahre 1915 überlebt hat

DSE Frei

Theater

Jane Martin

Cementville

Deutsch von Ursula Grützmacher-Tabori
9 D, 5 H, Verwandlungsdek

1. Akt: Der schäbige Umkleideraum eines Frauenringteams. Bigman ist ihr Coach, sie selbst sein Vorprogramm. Die Attraktion ist Bigman, gemeinsam mit seinem Bruder Eddie.
Die Ringerinnen sind ausgepumpt, ohne Illusionen, wissen, dass sie verheizt werden. Aber sie wahren eine gewisse Solidarität: Nelly, die mütterliche; Dani, sexbegeistert und der Star der Ringerinnen; Lessa, die schwarze Außenseiterin; und Tiger, die mit vielem abschlossen hat und aufhören will.
Als Eddie in der Nacht überfallen wird und im Krankenhaus landet, hat Bigman keine Attraktion mehr. Als Ersatz engagiert er die Knockout-Sisters, zwei platinblonde Ringerinnen, die zusammen mit ihrer Mutter sofort das Kommando übernehmen.

2. Akt: Die Show läuft mehr schlecht als recht. Die Ringerinnen kleiden sich in immer neue Fantasy-Kostüme, während sich die Knockout-Sisters für ihren Auftritt als Sexgöttinen zurechtmachen. Die Männer im Zuschauerraum werden ungeduldig, wollen Blut, Titten und Scheiß sehen; die Stimmung kocht über. Ein Unterwäsche-Fight muss her. Dann endlich der Auftritt der Knockout-Sisters, die Lessa zur Gegnerin haben. Die will sich an ihnen rächen und tatsächlich zuschlagen. Die Zuschauer sind davon begeistert, zerren die Sisters aus dem Ring und machen sich über sie her. Endgültig gerat alles außer Rand und Band, als die Männer beginnen, die Halle auseinanderzunehmen. Die Frauen müssen vor der tobenden Menge flüchten.

Cementville ist ein schrilles, schrulliges, an Fantasy Filme erinnerndes Stück, eine Satire auf männliche Sexobsessionen und den Hochleistungswahn unserer Zeit.

DSE Frei

Theater

Charles Busch

Die Frau des Allergologen

Deutsch von Ursula Grützmacher-Tabori
3 D, 2 H, 1 Dek

Marjorie, gut situierte New Yorker Arztgattin mittleren Alters, liegt auf dem Sofa ihres schicken Upper West Side Apartments. Eine Depression heroischen Ausmaßes hat sie befallen. Ihr besorgter Ehemann Ira, Allergologe im Ruhestand, rät ihr, sich aufzuraffen und ihrem üblichen "Tagwerk" - Vorträge, Vernissagen, Symposien - nachzugehen. Doch Majorie, zum Jammern fest entschlossen, entlarvt sich in schonungsloser Selbstreflexion als "Blenderin in Sachen Kultur".
Auslöser von Marjories Depression ist der Tod ihrer Therapeutin, über deren Verlust sie weder der Ehemann noch ihre leicht hysterische Mutter Frieda hinwegtrösten kann. Die Rettung erscheint in Form von Lee. Sie steht eines Tages vor der Tür, sucht eine Wohnung, hat sich in der Adresse vertan. Es stellt sich heraus, dass sie Marjories Schulfreundin ist, die sie seit vierzig Jahren nicht gesehen hat.
Lee erzählt von ihrem abenteuerlichen, glamourösen Leben, die ganze Welt hat sie gesehen, Andy Warhol, Prinzessin Diana, überall war sie mit dabei. Marjorie blüht wieder auf und schon bald zieht Lee - vorübergehend - bei den Taubs ein.
Als sie Marjorie und Ira zu einem ménage à trois verführt und Frieda fünftausend Dollar für eine dubiose politische Bewegung abschwatzt, gerät die Welt der Taubs aus den Fugen.
Wie harte Realität luxuriöse Langeweile kuriert und dass das Leben doch der beste Psychiater ist, davon erzählt Charles Busch hier auf höchst amüsante Weise.

DSE Frei

Theater

Beth Henley

Unmögliche Hochzeit

Deutsch von Ursula Grützmacher-Tabori
3 D, 4 H, 1 Dek

Im Garten eines Herrenhauses in Savannah, Georgia hat sich eine feine Gesellschaft zusammengefunden. Anlass für das Treffen der sieben Personen ist die bevorstehende Hochzeit von Pandora Kingsley, jüngster Tochter des Hauses, mit dem Schriftsteller Edvard Lunt.

Ihre ältere Schwester Floral, hochschwanger und heftigen Stimmungsschwankungen und Essgelüsten unterworfen, ist gegen diese Ehe. Für sie ist Edvard Lunt ein kurzsichtiger Säufer, ein notorischer Schürzenjäger und ehemaliger Pferdeschwanzträger, der zudem doppelt so alt ist wie ihre Schwester.
Pandora jedoch ist ganz gefangen und verzückt darüber, dass er - nur für sie - nach dreiundzwanzig Ehejahren Frau und Kinder verlassen hat.

Auch Pandoras Mutter, die Witwe Kandall Kingsley, betrachtet Edvard als schlechte Partie, hat sich aber damit abgefunden. Und noch jemand findet diese Verbindung unmöglich: Edvards ehemalige Frau lässt durch ihren Sohn Sidney Lunt dem Vater die Botschaft überbringen, dass sie sich umbringen wird, wenn er Pandora heiratet.

Auch im Hintergrund spielt sich ein heftiges und nicht weniger abenteuerliches Drama ab:
Florals ungeborenes Kind ist gar nicht von ihrem Ehemann, der zwar ein sehr hübscher Mann ist, sich aber "bedauerlicherweise" nicht für Sex interessiert, es ist von Reverend Jonathan Larance, dem Geistlichen der Familie. Vom sicheren Posten aus stellt er gewichtige Überlegungen über die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten des Lebens an. So wird auch Florals sehnlichster Wunsch nach einem gemeinsamen Leben zu einer Frage, mit der Reverend Larance sich lebhaft auseinanderzusetzen gedenkt...

Untrüglich ist dieses Stück von Oscar Wilde, dem Meister der viktorianischen Gesellschaftskomödie inspiriert. Elegant, leicht und einfach köstlich.

DSE Frei

Theater

Nilo Cruz

Zwei Schwestern und ein Piano

Deutsch von Ursula Grützmacher-Tabori
2 D, 2 H, 1 Dek

"Kuba, Sommer 1991: Maria Celia und ihre Schwester Sofia sitzen in ihrem Wohnzimmer und stricken - so wie jeden Tag, seit sie aus dem Gefängnis entlassen wurden. ... Zum Hausarrest verdammt, weil sie einmal zu oft gegen das Castro-Regime aufbegehrt haben, heißt ihre große Hoffnung Antonio. Doch seine Briefe aus der Freiheit Nordamerikas erreichen seine Ehefrau Maria Celia nicht. Leutnant Portuondo, ihr Bewacher, fängt sie ab.
Mit dieser hoffungslosen Situation setzt das Drama Two Sisters and a Piano ein. ... Nilo Cruz erzählt von zwei ungleichen Frauen - der Schriftstellerin Maria Celia und der Pianistin Sofia - und zwei ungleichen Männern - dem Leutnant Portuondo und dem Klavierstimmer Victor Manuel. Sie alle treffen im Wohnzimmer eines alten kubanischen Hauses aufeinander und sind von da an in einem diffusen Netz der Abhängigkeiten gefangen: Maria Celia und Sofia sind abhängig vom Wohlwollen ihres Bewachers; der Leutnant wiederum ist Maria Celia verfallen und möchte sie besitzen; Sofia träumt von einem Leben in Freiheit, und Victor Manuel gibt ihr durch seine Aufmerksamkeit ein Stück davon.
... Das Spannende an dem Stück ist dieses Spiel mit den Abhängigkeiten und die Frage, wer wen braucht und gebraucht. ... Nilo Cruz geht es ... weniger darum, eine politische Stellung zu beziehen ... Er erzählt in erster Linie ein menschliches Drama, das sich überall ereignen könnte, wo Menschen versuchen, in einem unfreien Staatssystem Individuen zu sein und ihre Überzeugung zu leben. Die Figuren in Two Sisters and a Piano finden unter extremen äußeren Umständen heraus, wer sie sind und wofür sie stehen." (Aufbau )

Two Sisters and a Piano ist schon vielfach, u.a. auch in London, aufgeführt worden.

Aufführungsarchiv

Digitales Textbuch