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Theater

Katja Brunner

Barbarin Barbara

Kurzstück

Ein Flüstern wird zum Chor – eine Puppe explodiert. 100 Barbies füllen ihre leeren Körper mit den großen Fragen des Lebens. Barbies sind darauf trainiert, sich in ihr normiertes Ideal zu fügen, einen Euphorieblick aufzusetzen und ansonsten ihre Gefühle hinter der perfekten und am besten ausdruckslosen Fassade zu verbergen. Denn eine Barbie ist ein körperloses, emotionsloses Produkt aus gutem, altem Plastik. Was, wenn die Barbie nicht mehr Projektionsfläche für gesellschaftliche Rollensozialisierung sein will? Barbarin Barbara ist eine vielstimmige Dekonstruktion, bei der 100 Barbies auf der Suche nach Echtheit sich selbst und eine Ikone zerlegen. Ein Rausch aus Sprache und Körpern.

Dass ich diesen Blick hab
Diesen Euphorieblick
Diese zugegebenermassen grosszügig verteilte Liebe
Zuneigung zu den Dingen, den Um- und Zuständen
Dass ich diesen Blick hab

Gross und offen wie ein Tor, dessen Mechanismus
streikt, also offenzustehen hat,
dass ich diesen Blick hab, kündend von Potenzen,
Möglichkeiten, den Freuden genutzter Tage

(Das Mikro-Drama Barbarin Barbara entstand als Auftragsarbeit für das Staatstheater Nürnberg im Rahmen von Die erste Liebe hält 5 Jahre. Eine politische Toy-Story mit Musik)

Auftragsarbeit für das Staatstheater Nürnberg

frei zu besetzen

UA: 03.10.2025 · Staatstheater Nürnberg · Regie: Jessica Weisskirchen

Aufführungsarchiv

03
Oktober 2025
Katja Brunner

Barbarin Barbara

Theater

UA

Regie Jessica Weißkirchen

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Katja Brunner

geister sind auch nur menschen

Die Heime, der ihrer Heimat beraubten Alten, Kranken und Unberührten sind Schauplatz im neuen Text von Katja Brunner. Es ist, so die Autorin im Vorwort, ein SPRECHEN OHNE ZUKUNFT und daher "freier als manch anderes Sprechen". Dieses Sprechen nimmt nicht Platz vor der Bettkante, sondern wühlt sich hinein in die mit Exkrementen und Wundschorf, Schläuchen und Kathetern verzierten Bettstätten der zum Liegen Verdammten. Abgeschirmt von einer Welt, der sie sich tatkräftig hingaben, betrachten sie verwundert die Scherben ihres gutbürgerlichen Lebens: Erlebtes steht neben unwiederbringlich Verpasstem, Träume mutieren zu Albträumen. Der durch einen Schlaganfall versehrte Körper wird von seiner Bewohnerin als vergessener Handschuh empfunden, einem anderen wird wegen sexueller Übergriffigkeit am weiblichen Pflegepersonal der Rauswurf angedroht. Von Berührungen durch Pflegerhand zugefügte Hämatome werden im allseitigen Einvernehmen als "Zeichen der Zuneigung" befunden. Kein Blatt mehr nehmen die Alten vor die ausgetrockneten Münder. Schwall um Schwall bricht es ungehört aus ihnen heraus. Am Ende gewinnt der Krebs die Oberhand. Gebannt lauschen sie dem inwendigen Wachsen des Tumors, bis ihre Kiefer runterklappen.

geister sind auch nur menschen ist ein Text für und von den Todgeweihten, die rundumversorgt im Heim ihre auf kapitalistische Betriebsamkeit getrimmten Nachkommen nicht behindern sollen; es ist ein pralles Drama, das die Sterbenden in die Mitte einer Gesellschaft, die sie professionell ausgrenzt, zurückholt.

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