Theater

Katja Brunner

Die Hand ist ein einsamer Jäger

ein bilderregen und/oder bildersegen

„Frauenkörper“, sich als weiblich identifizierende Existenzen in ihren Körpern reden, schreien, fordern, klagen, fragen, kämpfen für und gegen ebendiese und die ihnen zugeschriebenen Attribute, Erwartungen, Projektionen. In diesen Körpern stecken: Prinzessin Selda mit ihrem Lolitaköpfchen, willenlose Projektionsfläche patriarchaler Phantasien in der digitalen Welt. Das Hungermädchen als Verkörperung des Wunsches, verschwinden zu wollen. Eine selbsternannte Rebellin, die als Expertin für alle weiblichen Rollenzuschreibungen auftritt. Eine Spät-Teenagerin, die sich fragt, was denn da diese Hand in ihrer Hose macht, die sie nicht eingeladen hat. Und nicht zuletzt der Chor der Bulimiker*innen, der durch die Textflächen schallt. Es sind weiblich gelesene Körper allen Alters, jeder Form. Sie alle sprechen mal zart, mal hart von Selbstbewusstsein, Selbstbeherrschung und Selbstbestimmung.

Katja Brunner gibt ihnen allen eine Stimme, einen Körper, eine Bühne. Sie appelliert an die Solidarität der weiblichen Community und formuliert eine Kampfansage gegen veraltete Schönheitsideale und gesellschaftliche Unterdrückung.

frei zu besetzen

UA: 23.05.2019 · Volksbühne Berlin · Regie: Pinar Karabulut

Aufführungsarchiv

17
Januar 2025
Katja Brunner

Die Hand ist ein einsamer Jäger

Theater
Regie Sarah Kurze

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Theater
Katja Brunner

geister sind auch nur menschen

Die Heime, der ihrer Heimat beraubten Alten, Kranken und Unberührten sind Schauplatz im neuen Text von Katja Brunner. Es ist, so die Autorin im Vorwort, ein SPRECHEN OHNE ZUKUNFT und daher "freier als manch anderes Sprechen". Dieses Sprechen nimmt nicht Platz vor der Bettkante, sondern wühlt sich hinein in die mit Exkrementen und Wundschorf, Schläuchen und Kathetern verzierten Bettstätten der zum Liegen Verdammten. Abgeschirmt von einer Welt, der sie sich tatkräftig hingaben, betrachten sie verwundert die Scherben ihres gutbürgerlichen Lebens: Erlebtes steht neben unwiederbringlich Verpasstem, Träume mutieren zu Albträumen. Der durch einen Schlaganfall versehrte Körper wird von seiner Bewohnerin als vergessener Handschuh empfunden, einem anderen wird wegen sexueller Übergriffigkeit am weiblichen Pflegepersonal der Rauswurf angedroht. Von Berührungen durch Pflegerhand zugefügte Hämatome werden im allseitigen Einvernehmen als "Zeichen der Zuneigung" befunden. Kein Blatt mehr nehmen die Alten vor die ausgetrockneten Münder. Schwall um Schwall bricht es ungehört aus ihnen heraus. Am Ende gewinnt der Krebs die Oberhand. Gebannt lauschen sie dem inwendigen Wachsen des Tumors, bis ihre Kiefer runterklappen.

geister sind auch nur menschen ist ein Text für und von den Todgeweihten, die rundumversorgt im Heim ihre auf kapitalistische Betriebsamkeit getrimmten Nachkommen nicht behindern sollen; es ist ein pralles Drama, das die Sterbenden in die Mitte einer Gesellschaft, die sie professionell ausgrenzt, zurückholt.

Digitales Textbuch