REPLAY 2023

REPLAY 2023(c) Johanna Benz / graphicrecording.cool

Mit den Feiertagen kommt die Zeit, das Vergangene nochmal Revue passieren zu lassen. Die erste Post-Pandemie-Saison ließ sich viel besser an, als befürchtet und bescherte uns neben den vielen Premieren, die wir in diesem Jahr gefeiert haben, einige Höhepunkte, in deren Erinnerung sich beim Glühwein herrlich unterm Baum schwelgen lässt. Bettina Walther verrät, worauf (und womit) wir während der Feiertage anstoßen werden.

 

Der Glühwein ist heiß und der Champagner kalt gestellt und alles ist bereit für den großen Jahresrückblick, frei nach dem Motto: Man soll die Feste nochmal feiern, wenn sie auf die Festtage fallen! Und mit wem könnte man schöner beginnen als mit der wunderbaren

Caren Jeß, die in diesem Jahr gleich zwei Uraufführungen feierte - im März mit ihren WALKÜREN am Staatstheater Braunschweig und im April mit DEM MARDER DIE TAUBE am Deutschen Theater in Berlin. Was für ein Fest war das aber erst, als sie dann mit ihrer höchst eigenwilligen KATZE ELEONORE den Mülheimer Dramatikpreis gewann! Was haben wir miaut, Verzeihung gejubelt! Und während die Autorin an weiteren preiswürdigen Stücken arbeitet, erreicht uns kurz vor Jahresende die schöne Nachricht, dass sie mit dem Hebbel-Preis 2024 des Landes Schleswig-Holstein ausgezeichnet wird. Hurra, Caren Jeß!

 

Darauf nehmen wir freudig einen Schluck Glögg und schauen nochmal in den Kalender und auf Roland Schimmelpfennig, der ebenfalls in Mülheim gewann. Und zwar den KinderStückePreis für sein MÄRCHEN VON DER KLEINEN MEERJUNGFRAU, bevor er dann mit seiner Antiken-Serie ANTHROPOLIS rund um die ungeheuerlichen Geschehnisse in Theben am Schauspielhaus in Hamburg DAS Theaterereignis des Jahres lieferte. Und von einigen Kritikern gleich mal zum Retter des Erzähltheaters erklärt wurde! Ein Hallelujah und einen großen Schluck Champagner auf die alten Griechen und vor allem auf Roland Schimmelpfennig! 

 

Aus der Winterkälte träumen wir uns nochmal zurück ins laue Frühjahr. Und zwar nach Heidelberg und zum Preisfeuerwerk, das unsere Autor:innen dort beim Stückemarkt 2023 abfeuerten. Denn nicht nur, dass unsere Autorin Stanislava Jević den Jugendpreis für ihr Stück OUT THERE bekam, nicht nur, dass Leo Meiers herrlichen ZWEI HERREN VON REAL MADRID der Nachspielpreis verliehen wurde. Und nicht nur, dass Lamin Leroy Gibba mit DOPPELTREPPE ZUM WALD gleich den Publikumspreis und den SWR2-Hörspielpreis abräumte. Der Heidelberger Stückemarkt wurde vollends zum Fest, als Leonie Wyss dann noch den Hauptpreis für ihr queeres Frühlingserwachen BLAUPAUSE gewann. Wir waren im Glück. Und das wurde noch größer, als Leonie Wyss auch noch mit dem Retzhofer-Dramapreis ausgezeichnet wurde, für ihr zweites Stück MUTTERTIER. Was für ein Debüt - Trommelwirbel für Leonie Wyss!

 

Zwischendurch nehmen wir lieber mal einen Schluck Mineralwasser, weil wir uns sonst gar nicht mehr richtig erinnern, was genau wir im Sommer auf welchem Festival gefeiert haben.  Da war das Berliner Theatertreffen mit Matthew Lopez’ opulentem Epos DAS VERMÄCHTNIS, da waren die Nibelungenfestspiele in Worms mit BRYNHILD und der pazifistischen Ermächtigung von Maria Milisavljevics Walkürenkönigin und nicht zu vergessen die zahllosen bejubelten Vorstellungen von Wolfgang Maria Bauers DER BRANDNER KASPAR KEHRT ZURÜCK bei den Luisenburgfestspielen in Wunsiedel. 

 

Nun muss es doch nochmal Champagner sein, den gab es schließlich auch beim Nestroy, dem Wiener Theaterpreis, wo es galt, Thomas Perle zu feiern und sein Stück KARPATENFLECKEN. Wir gratulieren! Und wir gratulieren auch unserem Autor Lukas Rietzschel, der den Literaturpreis Text und Sprache des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft 2023  bekommen hat, wir freuen uns über die Hans-Gratzer Stipendiat:innen Guido Wertheimer und Noëlle Haeseling, die wir ebenso  beglückwünschen wie unsere Autor:innen Annalena Küspert und Till Wiebel, die das Nah dran!-Stipendium für Neue Stücke fürs Kindertheater erhalten haben. Cheers! 

 

Und bevor uns vollends schwindelig wird von all den Preisen und dem dauernden Anstoßen mit festlichen Getränken, feiern wir noch Wolfram Lotz, der den Else-Lasker Schüler Dramatikerpreis 2024 bekommt. Und zwar, weil “er in seinen Dramen, Hörspielen und Manifesten unablässig die Ungereimtheiten und Paradoxien der Wirklichkeit erforsche”  - so die Jury. Dem gibt es nichts mehr hinzuzufügen, und so geben wir uns nun leicht erschöpft vom unablässigen Gratulieren der herrlichsten Champagnerseligkeit hin. 

 

Was für ein Jahr: “Herzlichen Glöggwunsch!”  und Frohe Feste!


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