Theater

Enda Walsh

The Small Things

(The Small Things)

"Wenn wir uns der Katastrophe gegenüber sehen, reden wir von den kleinen Dingen. Wenn nichts als schmerzhafte Stille übrig bleibt, spucken wir Wörter aus. Wir reden von allem und nichts. Von irgendwas. Wir machen aus Unsinn Sinn, weil uns nichts anderes übrig bleibt.

In Enda Walshs wunderbarem, schrecklichem Stück ist Sprechen - Plappern, Plaudern - Leben. Denn hier ist eine Welt, in der Zungen herausgeschnitten und Worte zum Verstummen gebracht wurden. Ein kleines Wort wie "ja" ist ein Triumph, ein Widerstand: jedes Wort, egal wie unbedeutend, reißt ein Loch in den schrecklichen Mantel des Schweigens, der die Welt umhüllt.

In zwei Häusern reden ein Mann und eine Frau - getrennt, aber miteinander verbunden -, um so ihre Erinnerungen am Leben, die Welt am Leben zu halten.

Sie sind die letzten Überlebenden, die einzigen beiden, die sich dem Schweigen nicht unterworfen haben. Sie werden die letzten Worte sprechen, die die Welt je hören wird. Sie sitzen gefangen in ihren Sesseln, wie Vögel im Käfig, die eines Tages umkippen und von der Stange fallen werden, hinunter in die ohrenbetäubende Stille des Tales. Es gibt keine Hoffnung, und doch halten sie die Hoffnung am Leben, durch den Akt des Sprechens selbst.

Deutsch von Martin Michael Driessen

1 D, 1 H

UA: 28.01.2005 · Paines Plough Theatre Company, London · Regie: Vicky Featherstone

DSE: 15.12.06 · Nationaltheater Mannheim · Regie: Cilli Drexel

Kritiken

The Guardian (Lyn Gardner )

„Es ist ein kleines Stück über die großen Dinge und es ist erschütternd und präzise und poetisch geschrieben."

The Guardian (Lyn Gardner )

„Es ist ein kleines Stück über die großen Dinge und es ist erschütternd und präzise und poetisch geschrieben."

Aufführungsarchiv

15
Dezember 2006
Enda Walsh

The Small Things

Theater
DSE
Regie Cilli Drexel
Theater Nationaltheater Mannheim, Mannheim
28
Dezember 2010
Enda Walsh

The Small Things

Theater
Regie Alexander Frank
19
April 2012
Enda Walsh

The Small Things

Theater
Regie Gustav Rueb
Theater Theater Lübeck GmbH, Lübeck

Weitere Stücke

Alle Stücke
Theater
Enda Walsh

The Homefront

Deutsch von Martin Michael Driessen
1 D, 3 H

Die Szene ist eine verwahrloste Sozialwohnung im Londoner Distrikt Walworth, in der der fünfzigjährige Ire Dinny mit seinen erwachsenen Söhnen Blake und Sean in völliger Absonderung lebt.
Am Anfang des Stückes bereiten sich die drei Männer schweigend auf einen Vorgang vor, den sie, wie wir langsam begreifen, seit fast zwei Jahrzehnten zwanghaft wiederholen: die Aufführung eines Stückes, geschrieben, inszeniert und gespielt von Dinny, in dem er die gewaltsamen Umstände, die ihn aus seiner Heimatstadt Cork in die britische Hauptstadt brachten, umdeutet und verherrlicht. Der erste Hinweis, dass die Geschichte, die er konstruiert hat, nicht der Wahrheit entspricht, ist die theatrale Form, die er gewählt hat: eine klassische Farce mit ihren Mitteln der schnellen Kostümwechsel, Verwechslungen und verwirrenden Handlungsstränge. In seiner erfundenen Geschichte ist Dinny ein reicher Hirnchirurg in Cork, der in einen tödlichen Konflikt mit seinem älteren Bruder gerät wegen des Testaments ihrer Mutter. Obwohl wir nie ganz erfahren, was wirklich geschehen ist, stellt sich allmählich heraus, dass er ein Arbeiter war, der seiner Familie gegenüber gewalttätig wurde und aus Angst um sein Leben aus dem Land floh. Auf der realen Ebene des Stückes geht es um Blakes und Seans widerwillige Teilnahme an Dinnys wahnhaftem Theater und die Fluchtmöglichkeit, die in der Form von Hayley bei ihnen auftaucht, der Kassiererin aus dem Supermarkt, die Sean seine Einkaufstüte hinterherträgt.

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